Ich hatte mich erst nicht getraut dich zu fragen. Wir haben schließlich noch nie so viel Zeit miteinander verbracht. Zwei Wochen gemeinsam in einem Auto. Keine Rückzugsmöglichkeit, kein Ausweichen wenn es unangenehm wird. Ich wollte dich kennen lernen. Wissen wer du eigentlich bist. Klar – mein Vater, aber darüber hinaus? Keine Ahnung.
Ich hatte Angst, dass du Nein sagst. Keine Zeit hast. Arbeiten musst. Oder du vielleicht sogar keine Lust hast. Das Kind in mir hatte Angst vor Zurückweisung. Ich trug den Gedanken an eine gemeinsame Reise wochenlang mit mir rum und malte mir aus wie wir beide zueinander finden, uns näher kommen. Ich habe den Traum von einer guten Vater-Sohn-Beziehung noch nicht aufgegeben.
Irgendwann konnte ich nicht länger warten und rief dich an. So oft passiert das ja nicht. Du wohnst weit weg, wir sind beide viel unterwegs und Telefonzeiten sind knapp. Jedenfalls hab ich dir dann von dieser Rally erzählt: Innerhalb von zwei Wochen mit einem Fahrzeug das älter ist als 20 Jahre um die Ostsee. Abgesehen vom Fahrzeugalter nur zwei weitere Regeln: Keine Autobahn, kein Navi. Von Hamburg zum Nordkapp und über Russland wieder zurück.
Du hast sofort Ja gesagt und mir fiel ein Stein vom Herzen.
Meine anfängliche Sorge schien unbegründet. Trotzdem blieb der Gedanke, dass es auch schief gehen könnte. Zwei Menschen, die sich kaum kennen, auf engstem Raum, ohne eine Möglichkeit sich auszuweichen. Ich sah die Reise als Experiment und war neugierig was passieren würde. Die Rally an sich war eher Mittel zum Zweck.
Wochen vergingen, die Abreise rückte näher. Ein Auto extra für die Reise haben wir nicht gekauft, du hattest noch ein passendes und wir hätten kein besseres finden können. Der amerikanische Chevy Van ist zum Glück der Inbegriff von entspannten Langstreckenreisen. Aber auch irgendwie reduziert. Kein Camper mit Dusche, Herd, o. ä., dafür ein elektrisch verstellbares Kunstledersofa, viel Teppich und große gemütliche Sessel. Ein rollendes Wohnzimmer mit acht Zylindern.
Es hat eine Weile gebraucht bis wir über die üblichen, mehr oder weniger oberflächlichen, Themen hinwegkamen.
Um genau zu sein, eine ganze Woche.
Dann haben wir endlich das erste Mal miteinander geteilt wie sich die letzten 30 Jahre für uns angefühlt haben.
Du hast vom Arbeiten, Stress und Existenzängsten gesprochen, ich von Wut und Enttäuschungen.
Ich konnte dir endlich sagen wie wütend ich so viele Jahre auf dich gewesen bin.
Das bisschen Zeit mit dir war sonst immer zu kostbar, als dass ich sie mit möglichem Streit auf’s Spiel gesetzt hätte.
Wütend, weil du so selten da warst.
Weil du kaum nachgefragt hast.
Weil wir uns eigentlich fremd sind.
Gleichzeitig bin ich jetzt in dem Alter, in dem du das erste Mal Vater geworden bist und kann nachvollziehen warum du manche Entscheidungen getroffen hast, oder wie sich dein Leben angefühlt haben muss.
Du hast gesagt, dass es dir leid tut.
Am nächsten Morgen nochmal.
Ich hatte das erste Mal das Gefühl von dir gesehen zu werden.
Diesen Moment werde ich nie vergessen.
Ich habe gemerkt, wie ähnlich wir uns sind.
Auch wenn sich jetzt, ein Jahr später, im Alltag nicht all zu viel geändert hat, so ist diese Reise mit dir unvergesslich für mich.
Ich weiß endlich warum du manches so gemacht hast, wie du es gemacht hast. Und dass es nicht an mir lag.
Ich wünsche mir, dass wir weiterhin versuchen Zeit miteinander zu verbringen, Erlebnisse teilen und Abenteuer erleben.
Das ist die letzten 30 Jahren zu kurz gekommen.
Ich verzeihe dir.
Ich hatte mich erst nicht getraut dich zu fragen. Wir haben schließlich noch nie so viel Zeit miteinander verbracht. Zwei Wochen gemeinsam in einem Auto. Keine Rückzugsmöglichkeit, kein Ausweichen wenn es unangenehm wird. Ich wollte dich kennen lernen. Wissen wer du eigentlich bist. Klar – mein Vater, aber darüber hinaus? Keine Ahnung.
Ich hatte Angst, dass du Nein sagst. Keine Zeit hast. Arbeiten musst. Oder du vielleicht sogar keine Lust hast. Das Kind in mir hatte Angst vor Zurückweisung. Ich trug den Gedanken an eine gemeinsame Reise wochenlang mit mir rum und malte mir aus wie wir beide zueinander finden, uns näher kommen. Ich habe den Traum von einer guten Vater-Sohn-Beziehung noch nicht aufgegeben.
Irgendwann konnte ich nicht länger warten und rief dich an. So oft passiert das ja nicht. Du wohnst weit weg, wir sind beide viel unterwegs und Telefonzeiten sind knapp. Jedenfalls hab ich dir dann von dieser Rally erzählt: Innerhalb von zwei Wochen mit einem Fahrzeug das älter ist als 20 Jahre um die Ostsee. Abgesehen vom Fahrzeugalter nur zwei weitere Regeln: Keine Autobahn, kein Navi. Von Hamburg zum Nordkapp und über Russland wieder zurück.
Du hast sofort Ja gesagt und mir fiel ein Stein vom Herzen.
Meine anfängliche Sorge schien unbegründet. Trotzdem blieb der Gedanke, dass es auch schief gehen könnte. Zwei Menschen, die sich kaum kennen, auf engstem Raum, ohne eine Möglichkeit sich auszuweichen. Ich sah die Reise als Experiment und war neugierig was passieren würde. Die Rally an sich war eher Mittel zum Zweck.
Wochen vergingen, die Abreise rückte näher. Ein Auto extra für die Reise haben wir nicht gekauft, du hattest noch ein passendes und wir hätten kein besseres finden können. Der amerikanische Chevy Van ist zum Glück der Inbegriff von entspannten Langstreckenreisen. Aber auch irgendwie reduziert. Kein Camper mit Dusche, Herd, o. ä., dafür ein elektrisch verstellbares Kunstledersofa, viel Teppich und große gemütliche Sessel. Ein rollendes Wohnzimmer mit acht Zylindern.
Es hat eine Weile gebraucht bis wir über die üblichen, mehr oder weniger oberflächlichen, Themen hinwegkamen.
Um genau zu sein, eine ganze Woche.
Dann haben wir endlich das erste Mal miteinander geteilt wie sich die letzten 30 Jahre für uns angefühlt haben.
Du hast vom Arbeiten, Stress und Existenzängsten gesprochen, ich von Wut und Enttäuschungen.
Ich konnte dir endlich sagen wie wütend ich so viele Jahre auf dich gewesen bin.
Das bisschen Zeit mit dir war sonst immer zu kostbar, als dass ich sie mit möglichem Streit auf’s Spiel gesetzt hätte.
Wütend, weil du so selten da warst.
Weil du kaum nachgefragt hast.
Weil wir uns eigentlich fremd sind.
Gleichzeitig bin ich jetzt in dem Alter, in dem du das erste Mal Vater geworden bist und kann nachvollziehen warum du manche Entscheidungen getroffen hast, oder wie sich dein Leben angefühlt haben muss.
Du hast gesagt, dass es dir leid tut.
Am nächsten Morgen nochmal.
Ich hatte das erste Mal das Gefühl von dir gesehen zu werden.
Diesen Moment werde ich nie vergessen.
Ich habe gemerkt, wie ähnlich wir uns sind.
Auch wenn sich jetzt, ein Jahr später, im Alltag nicht all zu viel geändert hat, so ist diese Reise mit dir unvergesslich für mich.
Ich weiß endlich warum du manches so gemacht hast, wie du es gemacht hast. Und dass es nicht an mir lag.
Ich wünsche mir, dass wir weiterhin versuchen Zeit miteinander zu verbringen, Erlebnisse teilen und Abenteuer erleben.
Das ist die letzten 30 Jahren zu kurz gekommen.
Ich verzeihe dir.